Entstehung & Geschichte

Mecklenburg-Vorpommern Anfang der 1990er Jahre: Ein junges Bundesland befand sich in einer Ausnahmesituation und in Aufbruchstimmung. Im Agrarland Mecklenburg veränderten sich in kurzer Zeit gravierende Strukturen, viele Menschen waren arbeitslos, brauchten Einkommen und Perspektiven.

In dieser Situation wurde von Kommunen, Betrieben und engagierten Personen ein Verein gegründet. Der Verein zur Förderung ökologisch- ökonomisch angemessener Lebensverhältnisse südlich des Plauer Sees. So außergewöhnlich wie sein Name war auch die Struktur seiner Mitglieder. Über Parteigrenzen hinweg und entgegen gängigen Ost- West-Vorurteilen, wurden Konzepte entwickelt, gemeinsam, für die Region. Innerhalb der vielfältigen Aktionen des Vereins wurde im Rahmen des Tourismuskonzeptes die Idee eines Lehr- und Erlebnisgartens in Wangelin geboren. Geistiger Vater ist Peter Pretscher, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Seine Erfahrungen bei der Bonitur botanischer Gärten konnte er in Form eines konkreten Pflanzplanes einbringen.

Die vorgesehene Fläche in der Wangeliner Flur war eine grüne Wiese. Zunächst wurde sie umgebrochen, zur Bodenverbesserung wurde eine Gründüngung angebaut. Danach machten sich ca. 20 ABM- Kräfte an die Arbeit, den Plan in die Tat umzusetzen. Ein Bewässerungssystem wurde verlegt, Wege wurden ausgehoben und angefüllt, Zäune gebaut. Das benötigte Holz wurde in Winterarbeit im Wald geworben und aufgearbeitet. Aus zahlreichen botanischen Gärten wurde über die Möglichkeiten des internationalen Samenaustausches, entsprechend der vorgegebenen Gesamtliste, Saatgut geordert. Aus einer stillgelegten Gärtnerei in Plau am See konnten hunderte Tontöpfe beschafft werden. Währenddessen wurde Erde für die Anzucht präpariert. Eine Fläche eigens für die Anzucht der Pflanzen wurde eingezäunt, Frühbeete wurden gebaut. Endlich konnte mit der Aussaat begonnen werden, damit einhergehend begann eine umfangreiche Dokumentation, die – Anfang der 90er Jahre und noch ohne jegliche Computerunterstützung – eine Herausforderung war, erst recht für ungeschulte Kräfte.

Allmählich bekam der Garten Konturen. In Baumschulen wurde Pflanzmaterial geordert, Hecken und Windschutzpflanzungen wurden angelegt. Auch Solitärbäume fanden jetzt ihren Platz, ebenso wie die ca. 600 verschiedenen Pflanzenarten. Die Abteilungen wurden auf die Fläche projiziert, die Mehrheit der Pflanzen an, für sie vorgesehene Plätze gepflanzt.

Inzwischen schrieb man das Jahr 1995. Der FAL e. V. konnte auf fünf Jahre seines Bestehens zurückblicken. In Wangelin war in dieser Zeit ein Garten für die Öffentlichkeit entstanden, der 1997 noch eine Erweiterung um den Bereich „Naturgarten“ erfuhr. Was fehlte, war eine Informations- und Tagungsstätte für diesen Ort. Die Planung dafür hatte bereits begonnen. Unter Federführung des Lübecker Architekten Günther zur Nieden entstand in vierjähriger Bauzeit das Informationsgebäude am Lehr- und Erlebnisgarten Wangelin. 

Am 10.06.1999 war es dann so weit: Der Lehr- und Erlebnisgarten und das Informationsgebäude wurden offiziell eröffnet. Leider war dem ersten Gebäude nur eine Standzeit von vier Monaten beschieden, dann fiel es Flammen zum Opfer. Ein Nachfolgebau, das Lehmhaus, wie wir es heute sehen, konnte Ende April 2002 in Betrieb genommen werden.

Ein Jahr später avancierte der Garten zum Außenstandort der IGA Rostock. Ein Besucherhoch konnte 2010 verbucht werden, als der Wangeliner Garten zu einem der Außenstandorte der Bundesgartenschau in Schwerin auserkoren wurde.

Heute ist der Schau- und Lehrgarten thematisch aufgebaut, historisch eingeflochten und naturnah bearbeitet. Zentraler Aspekt des grünen Gesamtkunstwerks ist die biologische Vielfalt. Der Wangeliner Garten hat sich weit über einen reinen Lehr- und Informationsgarten hinaus entwickelt.

Jeder Garten unterliegt Veränderungen, deren Ursachen vielfältigster Natur sein können: der Wechsel der Jahreszeiten, das Zusammenspiel der Pflanzen und deren Verträglichkeit untereinander, die An- oder Abwesenheit bestimmter Insekten …
Die meiste gestalterische Tätigkeit jedoch investiert der Mensch in einen Garten. Auch in unseren Garten sind über die Jahre zahlreiche Ideen geflossen und viele Menschen haben daran gearbeitet, dass der Wangeliner Garten so erscheint, wie wir ihn heute sehen. Mit Sicherheit wird es auch in der Zukunft Veränderungen geben, weil wir, die wir darin arbeiten, es so wollen oder weil die Natur es so will …

Den größten Bereich des Gartens nehmen die Heilkräuter ein. Geordnet nach Anwendungsgebieten, finden sich vorrangig Kräuter der traditionellen Heilkunde, die aber auch in der heutigen Heilmedizin Verwendung finden.

Die Abteilung der Duftpflanzen ist in Blätter-und Blütenduft unterteilt , neben ihr befindet sich die Abteilung der Zauberpflanzen. Des Weiteren entstanden eine Abteilung zu Trickpflanzen eine und zur Bionik, einer Wissenschaft, bei der sich die Technik die Natur zum Vorbild nimmt. Das Zusammenspiel von Pflanze und Insekt kann im Schmetterlingsgarten beobachtet werden. Der Bauerngarten und die Capitulare de Villis-Rabatten verweisen beide auf lange Traditionen menschlicher Gartenbaukultur. Ergänzt wird dieser Bereich auch durch die Abteilung der nachwachsenden Rohstoffe.

Der Naturgarten, der die „Kernfläche“ umschließt, wurde seit 1997 entwickelt und beherbergt eine Streuobstwiese mit alten regionaltypischen Sorten. Der naturnahe Teich stellt eine gelungene Ergänzung der Außenfläche unseres Gartencafés dar. Diese Freifläche wird außerdem von einer Schattenstaudenrabatte bzw. einer Wildstaudenrabatte umsäumt. Auch die Trockenmauer und das Insektenhotel haben auf diesem Areal ihren Platz gefunden, als Beispiele für vielfältigste Lebensräume für Insekten und andere Kleinstlebewesen. Demonstrationshochbeete für die Erzeugung und Verwendung von Terra Preta findet man direkt am hinteren Eingang zum Glashaus.